Mittwoch, 12. Juli 2017


25. Tag - Was ist Genesungsbegleitung/ein Experte aus Erfahrung?

Darüber kann man ewig diskutieren, sich stundenlang austauschen und miteinander nachdenken.
Was bedeutet es dem Einzelnen von uns? Jeder hat ja seine eigene Geschichte und Erfahrungen gemacht, die niemand anderer nachempfinden kann. Verständnis kann man haben, ja; aber mehr auch nicht.
Aus dem Curriculum EX-IN (von Haaster Utschakowski) zitiere ich folgendes:
"Ein Experte aus Erfahrung in der Gesundheitsversorgung ist jemand, der aktive Erfahrung mit Krankheit, Behinderung und/oder psychischen Problemen hat und der spezifische Fähigkeiten erworben hat, damit zu leben und im sozio-kulturellen oder institutionellen Kontext, in dem die Krankheit, die Behinderung und/oder die psychischen Probleme bedeutsam werden, umzugehen. Um ein Experte durch Erfahrung zu werden, ist es erforderlich, dass jemand seine eigenen Erfahrungen reflektiert und sie mit anderen, die die gleiche oder ähnliche Erfahrungen gemacht haben, teilt. Es ist erforderlich, dass die Experten unterschiedliche Situationen vergleichen."

" Welche Erfahrung meinen wir?
  • Erleben von Merkmalen von Krankheiten, Handicaps oder psychischen Leid, die Auswirkungen auf den Körper und die Identität, Umgang und Bewältigung dieser Erfahrungen
  • Autonomie und Unabhängigkeit in Alltagssituationen. Umgang mit Bewältigung von Einschränkungen
  • Erlebnisse und Gefühle von Einbezogen- und Ausgeschlossensein
  • In einer Welt zu Leben, in der deine Art zu leben nicht die Norm ist
  • Aktives soziales Leben
  • Gesundheitsversorgung in Anspruch nehmen; versorgt, behandelt werden; um Hilfe bitten
  • In einer Krise zu sein und von Professionellen abhängig zu sein."

Kaffeepause.

Ich muss dazu sagen, dass es sehr heiß war und im Allgemeinen merkte man, dass bei vielen die Luft raus ist. Es ist jetzt das 9. Modul und langsam geht auch mir die Puste aus. So viele Informationen, und ehrlich gesagt, bin ich nicht traurig darüber, wenn ich nach Ende dieser Ausbildung so manche Teilnehmer nicht mehr sehen und hören muss. Sorry für das gerade Gesagte, aber das gehört eben auch dazu: durchzuhalten, auch wenn es schwierig wird.

Nach der Kaffeepause machten wir eine Erfahrung mit einer Körperübung zu dritt. Auch weithin bekannt: ein Teilnehmer steht zwischen zwei Menschen und wird wie ein Pendel hin und her bewegt. Dazu muss sich dieser Teilnehmer ganz steif machen und darauf vertrauen, dass die Anderen ihn nicht fallen lassen. Eine von unserer Gruppe machte nach Jahrzehnten die Erfahrung, dass sie sich auf uns verlassen kann und das machte sie zu einem sehr glücklichen Menschen. Diese Person hat sich in diesem Kurs sehr zum Positiven verändert: sie überwindet Stück für Stück ihre Ängste. :))

Es folgten dann noch jede Menge Informationen über systemisches Material für Beratung und Begleitung. Diese systemische Konzepte der Arbeit mit der inneren Welt des Individuums erlauben uns, von einem ganzheitlichen systemischen Rahmenverständnis her auf der psychischen und der sozialen Ebene therapeutische Angebote zu gestalten. Dazu gab es viele Beispiele und auch Flipcharts, doch auch dem Teilnehmer, der diese Dinge in die Dropbox stellt, dem geht es zur Zeit nicht so richtig gut. Ich kann sie aber bestimmt nachreichen.

Dann endlich war früher als gewohnt Feierabend und wir hofften, dass es morgen nicht wieder so heiß werden würde.