Samstag, 29. Oktober 2016

1. Tag - Die Reise beginnt
Endlich geht es los, die Warterei hat ein Ende. Ehrlich gesagt, die ganzen Wochen des Wartens waren nicht so schlimm wie die letzte halbe Stunde, bevor ich mich auf den Weg machen durfte. Ich bin so aufgeregt wie an meinem Tag der Hochzeit, damals wusste ich auch nicht was auf mich zukommt. Im Tagungszentrum angekommen, trafen auch die anderen Mitstreiterinnen und Mitstreiter ein. Bei der Beobachtung im Stuhlkreis kommen einem schon so Gedanken, was all diese Menschen erlebt haben, dass sie, wie auch ich, den Mut am Leben verloren haben.
Am Anfang steht natürlich das Kennenlernen. Die erste Aufgabe bestand darin, sich einen Interviewpartner zu suchen und ihn zu befragen, und ihn dann nach einer bestimmten Zeit allen anderen vorzustellen. Der Partner wiederum stellt mich vor, ich konnte ergänzen was mir wichtig war. Danach hatte wir eine kleine Bewegungsrunde, und die hat gut getan nach dem langen Sitzen. Zwischen den verschiedenen Aufgaben bekommen wir immer genügend Zeit, um zur Ruhe zu kommen und über die Diskussionen und Gedanken in Stille zu verweilen. Das Schwierige an diesem Prozess ist das Ausformulieren und Aufschreiben von verschiedenen Aufgaben, denn sie haben immer mit dem Erlebten zu tun. Wodurch unterscheiden sich eigene Regeln, Gruppenregeln und Trainerregeln während der Dauer der Ausbildung? Es ist nicht einfach, eigene Regeln an sich aufzustellen, weil man leicht in "Achtsamkeitsregeln" verfällt. Was daran so anstrengend ist ; zuallererst schreibt man seine Gedanken auf, dann sucht man sich einen Partner und tauscht sich aus; und nach Auslosung einer Gruppenzugehörigkeit bespricht man sich nochmals. Dieses Ergebnis wiederum wird dann auf einem Flipchartpapier ausformuliert und den Übrigen präsentiert und besprochen. Am Ende diesen ersten Tages habe ich viel Neues gehört, Ansichten und Vorgehensweisen der Mitstreiter. Das muss erst mal sortiert werden, was mir eine schlaflose Nacht bereitete.

2. Tag - Gesundheit
Die Nacht war kurz, trotzdem freue ich mich jetzt wieder auf die Gruppe und bin bereit, mich so gut es geht einzubringen und gleichzeitig mich zu öffnen. Das Hauptthema ist: Gesundheitsorientierte Haltung. Was ist eigentlich Gesundheit? Habt Ihr das mal überlegt? Wie definiert man Gesundheit? Wer ist gesund oder krank? Als ich im Krankenhaus lag, wurden zwei Wochen lang alle möglichen Untersuchungen durchgeführt, ich wurde sozusagen auf den Kopf gestellt. Insgeheim hatte ich gehofft, sie finden ein Magengeschwür oder dergleichen. Doch gleichzeitig wusste ich auch, dass sie nichts finden würden. Und so kam es, ich hatte jetzt meinen Stempel: psychosomatische Belastungsstörung. Nichts greifbares auf den ersten Blick, lieber wäre mir ein gebrochener Arzt gewesen. Da ist die Behandlung klar, so konnte mir keiner richtig sagen, wie man diese Störung in der Griff und wieder aus seinem Leben bekommt.
Nach einer längeren Mittagspause (wir bekommen ein Mittagessen, genügend Getränke, Kuchen und Nüsse) ging es zur nächsten Aufgabe: Trifft die Maslowsche Bedürfnisspyramide auch auf mich zu oder sind da Unsicherheiten? Auf Wikipedia könnt Ihr Euch schlau machen um was es geht. Auch hier hatten wir die Aufgabe, in der Gruppe darüber zu diskutieren und nach einer Besprechungszeit unseren Eindruck wiederzugeben. Das dauerte länger als wir dachten, auch kamen wir nicht alle zu der selben Ansicht. Das jedoch ist ja gewollt, wir sollen lernen, dass verschieden Ansichten und Meinungen in Ordnung sind.
Der letzte Teil dieses Tages besteht darin, unsere ausgesuchten Wohlfühldinge von zu Hause der Gruppe zu zeigen und zu beschreiben, warum gerade diese Dinge so wichtig für uns sind und wie sie uns helfen, in angespannten Situationen oder wichtigen Gesprächen und Entscheidungen entspannter zu bleiben. Es ist eine Art Rettungsanker oder Schutzengel. Ich glaube, jeder von uns hat so einen Wohlfühlgegenstand oder Kuscheltier, Buch oder CD, Kreuz oder Steine, an denen wir uns mental oder auch körperlich festhalten wenn es nötig ist. Und das ist gut so....
Dieser Tag ist so schnell vorbei, wir haben viel gearbeitet, ernsthaft diskutiert aber auch gelacht. Mit diesen guten Gedanken fahre ich nach Hause, und freue mich auf morgen. Schlafen kann ich heute Nacht bestimmt, da ich ja jetzt weiß: dieser Weg ist gut für mich.
Wünsche Euch allen eine gute Nacht.

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