Montag, 21. November 2016

Zwischenbericht von meinem 1. Praktikum

Begleitend zu meiner Ausbildung absolviere ich seit 2 Wochen ein Praktikum von 40 Stunden in einem Altenheim. Das mache ich mittwochs und freitags von 9.15 - 12.15 Uhr, anschließend fahre ich direkt in die Schule zur Arbeit. In diesen 10 Minuten Fahrt kommen mir so viele Gedanken und es ist dann schwer, sich auf die Kinder einzulassen, die so quirlig und fröhlich durch die Räume toben.
An den Tagen, an denen ich im Altenheim arbeite, habe ich bestimmte Aufgaben. Mittwochs findet eine Boccia-Stunde im Gesellschaftsraum statt. Dazu müssen die Bewohner, die mitmachen wollen, von ihren Zimmern nach unten gebracht werden. Einige können noch alleine nach unten mit dem Aufzug, andere Bewohner müssen im Rollstuhl gefahren werden, jeder hat sein eigenes Tempo. Klar, am Anfang war es sehr verwirrend, wer in welchem Stockwerk in welchem Zimmer wohnt. Aber das Personal und die Ehrenämtler sind sehr nett und geduldig mit mir, denn sie wissen die Arbeit der Praktikanten zu schätzen. Jetzt nach 2 Wochen komme ich auch ganz gut mit den Namen zurecht und weiß wo sie zu ihr Zimmer haben. Sind alle Bewohner um 10.00 Uhr im Raum versammelt geht das Boccia-Spiel los. Ich erkläre es Euch: alle sitzen im Stuhlkreis mit einem farbigen Lederball, entweder rot oder blau; in der Kreismitte liegt der weiße Ball, der getroffen werden muss. Meine Aufgabe ist es, mich um die Bewohner nach ihrem Wohlbefinden zu erkundigen, ihnen Trinken zu reichen und nach Ende eines Durchganges die Bälle aufzuheben und sie den Bewohnern in die Hand zu geben (nach 24 Runden geht das ganz schön in die Beine), aber es macht Spaß und erfüllt mich mit großer Freude. Die leuchtenden Augen der lieben Alten, ein kleines Dankeschön oder auch mal Süßigkeiten drücken aus, wie sehr sie sich freuen, dass man ihnen Zeit schenkt. Manche Bewohner habe ich schon ins Herz geschlossen!!!
Nach Beendigung der Stunde werden alle wieder zu ihren Zimmern gebracht, die meisten wollen dann aber schon in den Speisesaal an ihren Essplatz geschoben werden. Dort warten sie auf das Mittagessen. Ich rede dann noch mit verschiedenen Bewohnern und höre ihnen zu, das ist so wichtig. Es passiert ja nicht so viel zwischen den Aktivitäten oder Mahlzeiten, so vergeht auch die Zeit schneller für die lieben Alten.
Am Freitag findet eine Brett-Spiel-Runde statt. Jeder, der noch geistig fit genug ist, kommt um 10.00 Uhr zu uns, oder wir holen die Bewohner wieder ab. Dann wird Mensch-ärgere-dich-nicht gespielt oder sonst ein einfaches Spiel. Es ist sehr interessant zu beobachten, welche Bewohner sich untereinander helfen. Manche kennen sich schon eine lange Zeit und so erleichtern sie sich das Leben. Überrascht bin ich auch auf manches Talent. Man sieht einen alten Menschen, der nicht mehr aus dem Rollstuhl kommt, keinen Stift mehr halten kann und er möchte mit mir Rätsel ausfüllen. Du bist praktisch die Schreibkraft, aber diese alte Dame braucht keine Brille dazu. Sie ist 96 Jahre und erkennt ganz schnell viele Schüttelwörter oder fehlende Vokale und Lücken in einem Text. Und auf einmal siehst du ganz anders auf alte Menschen, mit ihnen kann man lachen, basteln, singen und tanzen. Im Altenheim bin ich entschleunigt, es geht nicht um eine bestimmte Leistung sondern um Menschen, die es wert sind, dass man sich um sie kümmert.
Natürlich habe ich mir am Anfang Gedanken gemacht, wie es mal mit mir werden wird wenn ich alt bin. Doch das habe ich jetzt auch abgelegt, es ist müßig darüber nachzudenken.
In diesem Heim geht es den Bewohnern gut, das höre ich von ihnen selbst. Das Essen schmeckt ihnen und es gibt jeden Tag eine schönes Unterhaltungsprogramm, morgens und nachmittags. Eine Bewohnerin sagte am Freitag zu mir: Ohne sie (sie meinte die Praktikanten und Ehrenämtler) wäre das Heim nur halb so schön. Danke dass sie uns besuchen.
Und das gibt mir die Kraft, diesen Weg weiterzugehen.  :))
 

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