Mittwoch, 23. November 2016

5. Tag - Empowerment durch Erfahrung in Bewegung und Begegnung

Nach dem Ritual Blitzlichtrunde lernte ich ein neues Kennenlernspiel: das geht so ähnlich wie das "ich packe meinen Koffer". Reihum stellt sich jeder mit dem Vornamen vor und hängt noch ein Adjektiv mit dem ersten Buchstaben seines Vornamens an. Bei mir war es dann die charmante Claudia :). Bei 20 Teilnehmern ist es dann schon eine Herausforderung, sich alle zwei Namen zu merken. Aber es hat Spaß gemacht und war spannend, was sich jeder so ausdenkt. Anschließend durften wir einer Klangschalenmeditation lauschen, das war neu für mich und sehr entspannend. Endlich ging es auch mal bewegend zu: wir zogen die Schuhe aus, verteilten uns im Raum und hielten uns an den Händen. In Kontakt mit dem Nachbarn sollten wir uns auf verschiedene Lieder einlassen und uns einfach bewegen. Ich liebe es mich zu Musik zu bewegen, nur ich und die Musik. Es ist ein tolles Mittel um den Kopf so richtig frei zu bekommen und das war in diesem Kurs echt wichtig!!
Kaffeepause.
Dann wurde es wieder anstrengend, es folgte ein Rollenspiel im Sinne von Empowerment. Mögliche Ausgangssituation war für mich: Entlassung aus der Klinik einzufordern als Patient, bei der zweiten Rolle war ich nur Beobachter von einem anderen Rollenspiel. Meine Rolle zu spielen fiel mir nicht schwer, da ich den Wortlaut noch vor Augen hatte, es sind solche Momente die man nicht vergisst.

Und wieder holt dich die Vergangenheit ein, doch mit dem Unterschied dass keine Tränen mehr fließen, wenn ich darüber in der Öffentlichkeit rede. :))
Mittagspause.
Nach der Diskussion in der Kleingruppe wurde das ganze Rollenspiel nochmals in der ganzen Gruppe vorgetragen. Die "Patienten" unterhielten sich untereinander, die "Beobachter" und die "Ärzte". Komisches Gefühl zu hören, was mit dir als Patient geschieht und wie über dich beraten wird.
Kaffeepause.
Danach wurde wir noch unterrichtet, wohin wir uns wenden können, falls wir mal Hilfe brauchen. Es gibt zwischenzeitlich so viele Hilfsangebote für Betroffene, das ist sehr schön. Unsere Aufgabe als Genesungsbegleiter ist es auch, diese Angebote in der Öffentlichkeit bekannt zu geben und Kontakt aufzunehmen. Nach einem langen Tag mit noch mehr Eindrücken wollte ich nur noch eines: auf die Couch und nur noch die Stille genießen.

6. Tag - Bedingungen für Empowerment/Hilfslandschaft

Schon wieder im Tagungsraum, eine weitere Blitzlichtrunde. Viele müde Gesichter mit noch mehr Gedanken, die auf die Stirn geschrieben sind. Und dann kam die charmante Claudia, packte bunte Bälle aus und alle, wirklich alle bewegten sich zu schneller und fröhlicher Musik, welche Freude. Der einhellige Tenor: das muss ich jetzt jedes Modul machen. Aber gerne doch. ;))
Kaffeepause.
Wir beschäftigten uns dann mit einem spannenden Thema. Welche Bedingungen braucht man, um den Empowermentprozess anzustoßen? Erst jeder in Stille für sich.
Mittagspause.
 Ausarbeitung in der Kleingruppe und wie üblich eine Ausarbeitung am Flipchart. Es kamen jede Menge Punkte zusammen: Hilfe annehmen-spirituellen Bezug-Unterstützung-Erkenntnis-Ansprechpartner-Verständnis-Akzeptanz-Ziele-Wohlfühlraum-Träume und Visionen-Achtsamkeit (auch wissen was ich nicht will)- loslassen-Mut-sich selbst lieben-sich selbst verzeihen-sich selbst spüren können, und noch einige mehr.
Hört sich ja eigentlich einfach an, doch für uns als Betroffene ist das eine lange und steinige Strecke die wir zu bewältigen haben.
Kaffeepause.
Letzter Programmpunkt für heute: Erfahrung mit dem Hilfesystem. Ich sollte mir Gedanken darüber machen, welche 3 positiven Erfahrungen von Unterstützung ich erlebt habe. Was hat mir geholfen und sich dadurch persönlich verändert? Überlegen, nachdenken, sich erinnern, aufschreiben. Stillarbeit, Kleingruppenarbeit und Zusammenfassung auf dem Flipchart und vortragen. Meine drei Erfahrungen waren: 1.) eine Heilpraktikerin mit psychologischer Ausbildung, 2.) ein Verein, der mir eine Kursleitung angeboten hat 3.) meine Familie, die mir bei der Umsetzung geholfen hat.
Dadurch hat sich sehr viel verändert, doch es war ein langsamer Prozess. Im Laufe der Zeit wurde aus der Anspannung der Kursleitung eine Entspannung, da ich mit jeder weiteren Kursstunde Sicherheit erlangte und auch nicht mehr so viel vorbereiten muss.
Kaffeepause.
Auf unserem Tagesplan stand da nur: Patch Adams. ????? Sagte mir gar nichts. Die Dozenten servierten uns Popcorn, verdunkelten den Raum und sagte: Kinozeit. :)) Ein Film mit Robbie Williams, der in die Psychiatrie eingeliefert wird. Wir sahen aber nur einen Ausschnitt von 15min., wo wir beobachten kommen wie Patch Adams sich mit der Zeit zum Genesungsbegleiter entwickelt hat. Weitere Ausschnitte werden uns in den kommenden Modulen gezeigt. Es holte uns alle in die Vergangenheit zurück, denn so manche Ärzte und Therapeuten behandelten uns wie in diesem Film.
Keine schöne Erfahrung. Durchatmen.
Als Abschlussrunde diskutierten wir noch über den Vergleich des Recovery-Ansatzes mit der klassischen Psychiatrie. Das sind einige Punkte, die im Empowerment schon beschrieben wurden. Ich bin für alle Betroffenen froh, dass es endlich eine andere Art von Hilfestellung beim Bewältigen von Krisen gibt. Es hat sich wirklich viel getan.
Was für ein arbeitsreiches, intensives und doch schönes Wochenende, puuh.

PS: Die Auflösung was für mich mein Empowerment war: die Eröffnung meines kleinen
Fitnessstudios.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen