Montag, 3. April 2017


Und mein Weg geht weiter...

In den letzten vier Wochen hat sich viel in mir bewegt. Nicht immer waren es positive Gefühle, doch die negativen Gedanken hatte ich schnell wieder im Griff.
In den letzten vier Wochen hatte ich zwei Abstürze, mit denen ich nicht gerechnet habe. Den ersten Absturz versuchte ich euch zu beschreiben, den zweiten Absturz erlebte ich mitten der Geburtstagsfeier meines Mannes. Ich merkte es schon am Mittagsessen, dass meine schwarze Wolke über mir schwebt, aber habe es leider nicht rechtzeitig geschafft mir eine Auszeit zu nehmen. Und dann gegen Abend ging es nicht mehr, ich litt unter Übelkeit, schlechte Gedanken und Angstzustände. Ich machte mir große Sorgen, dass ich in Zukunft wieder öfter darunter leiden könnte: das raubte mir alle Kräfte. Die Nacht war unglaublich schwer, irgendwann um 6.00 Uhr bin ich eingeschlafen. Nach ein paar Stunden Schlaf ging es mir relativ gut, konnte sogar frühstücken. Nachdem alles Gäste abgefahren waren, zog ich die Laufschuhe an und drehte eine große Runde. Und da war es wieder, das positive Gefühl. Freiheit, meinen Körper zu spüren und meinem gleichmäßigen Atem zuzuhören.
Ich habe jetzt endlich gegriffen, wie ich meine schwarze Wolke in den Griff bekomme und das fühlt sich super gut an. Mit einem komischen Gefühl machte ich mich dann am Freitag auf dem Weg zum nächsten Modul.

16. Tag - Selbsterforschung

 Das Modul Selbsterforschung dient der strukturierten Reflektion der eigenen Erfahrung. Gleichzeitig sollen die Teilnehmerinnen erlernen, mit Hilfe strukturierter Interviews andere Betroffene dabei zu unterstützen, mehr Klarheit über die eigenen Erfahrungen zu gewinnen. ( aus dem EX-IN-Curriculum für Trainerinnen)

Bevor wir in dieses Thema eintauchten, erzählte eine Teilnehmerin ihre Lebensgeschichte anhand eines Referates, das sehr bewegend war. Jeden Kurstag bis September muss jeweils ein Teilnehmer über sein Leben berichten, egal in welcher Form. Ich bin im Mai dran, habe gottseidank mein Referat schon länger geschrieben.

Dann ging es los: Was ist Selbstoffenbarung - oder auch Self-Disclosure genannt? Ein Teilgebiet der Kommunikationswissenschaften befasst sich mit der Frage: "Wie kommt es dazu, dass sich unsere Beziehungen zueinander vertiefen, während wir uns besser kennen lernen?"
Self Disclosure beschreibt in diesem Zusammenhang, auf welche Weise Menschen einander Informationen über sich selbst zukommen lassen. Indem wir unseren Gegenüber Informationen über uns geben, verstehen wir einander besser, machen wir den Kontext unserer Beziehung klarer, unmissverständlicher.

Self-Disclosure nach dem "Johari-Fenster" (von: Joseph Luft & Harry Ingham) beschreibt folgende Bereiche:
  1. Was ich über mich weiß und anderen gerne erzähle. Dies ist der Bereich freien Handelns, hier bin ich oft öffentliche Person, z.B. im Beruf oder im Verein. Die hier gezeigten Aspekte und Handlungsweisen sind anderen bekannt.
  2. Was ich nicht über mich weiß, was aber andere wissen. Der Bereich des "blinden Flecks", unser Balken im Auge. Hier sind Verhaltensweisen gemeint, die wir selbst nicht als auffällig an uns erkennen, oder die wir gar nicht sehen. Dafür jedoch die anderen. - Oder wir glauben etwas klar auszudrücken, was die anderen aber völlig anders auf-fassen. Feedback ist hier entweder erhellend oder verletzend!
  3. Was ich über mich weiß und für mich behalte. Bereich des Verbergens, z.B. heimlicher Süchte, böser Gedanken oder einer unrühmlichen Vergangenheit. Vorsicht: Hier sind wir ggf. erpressbar. Dieses Feld wird umso kleiner, je mehr wir Vertrauen zu anderen entwickeln.
  4. Was weder ich noch andere über mich wissen. Wir sind vielschichtiger als wir denken. Ab und an dringt etwas durch unser Unterbewusstsein hervor, das wir vor uns selbst verbergen, z.B. durch einen Traum. Wir sprechen hier von den verdrängten Anteilen dessen, was wir "Ich" nennen.
Viel Information, rege Diskussion im Stuhlkreis.

Kaffeepause.

Nach einem stärkenden Kaffee mussten wir folgende Aufgabe lösen: Nehme ein Erlebnis oder eine Situation aus deinem Leben und beschreibe sie anhand "Tuulas-Beziehungskommunikation". Erzähle es in der Küchenversion (fast jedem/jeder), in der Wohnzimmerfassung (Freunde, Familienmitglieder) und im Schlafzimmergeflüster (Eheleute, beste Freundin/bester Freund).

Ich suchte mir dafür das Thema Flitterwochen aus.
Küchenversion: Die Flitterwochen waren anstrengend, da es an der Hochzeitsfeier mal wieder zu Streitigkeiten innerhalb der Familie kam.
Wohnzimmerfassung: Ich lag in Salzburg im Krankenhaus mit dem Verdacht auf einen Nervenzusammenbruch. Die Tage in der Pension verbrachte ich nur schlafend oder heulend. Aber so richtig kann ich mich nicht mehr daran erinnern.
Schlafzimmergeflüster: ich erzählte meinem Mann ausführlich wie die Situation für mich ist und wie lange ich damit schon kämpfe. Erzählte ihm, wie schlecht es mir teilweise geht und dass ich Angst vor der Zukunft habe. Ich versuchte ihm zu beschreiben, wie sich die Symtome anfühlten und erzählte von meinen Gedanken die mich quälten.

Puh, Gedanken an früher kommen hoch. Doch dieses Mal kriegen sie mich nicht klein, denn das ist alles schon lange her. Im Hier und Jetzt geht es mir gut, das ist das Wichtigste. Auf dem Heimweg fühlte ich mich das erste Mal richtig gut und entspannt, welch Erfolg zum letzten Modul. :)))


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