5. Tag - Empowerment durch Erfahrung in Bewegung und Begegnung
Nach dem Ritual Blitzlichtrunde lernte ich ein neues Kennenlernspiel: das geht so ähnlich wie das "ich packe meinen Koffer". Reihum stellt sich jeder mit dem Vornamen vor und hängt noch ein Adjektiv mit dem ersten Buchstaben seines Vornamens an. Bei mir war es dann die charmante Claudia :). Bei 20 Teilnehmern ist es dann schon eine Herausforderung, sich alle zwei Namen zu merken. Aber es hat Spaß gemacht und war spannend, was sich jeder so ausdenkt. Anschließend durften wir einer Klangschalenmeditation lauschen, das war neu für mich und sehr entspannend. Endlich ging es auch mal bewegend zu: wir zogen die Schuhe aus, verteilten uns im Raum und hielten uns an den Händen. In Kontakt mit dem Nachbarn sollten wir uns auf verschiedene Lieder einlassen und uns einfach bewegen. Ich liebe es mich zu Musik zu bewegen, nur ich und die Musik. Es ist ein tolles Mittel um den Kopf so richtig frei zu bekommen und das war in diesem Kurs echt wichtig!!
Kaffeepause.
Dann wurde es wieder anstrengend, es folgte ein Rollenspiel im Sinne von Empowerment. Mögliche Ausgangssituation war für mich: Entlassung aus der Klinik einzufordern als Patient, bei der zweiten Rolle war ich nur Beobachter von einem anderen Rollenspiel. Meine Rolle zu spielen fiel mir nicht schwer, da ich den Wortlaut noch vor Augen hatte, es sind solche Momente die man nicht vergisst.
Und wieder holt dich die Vergangenheit ein, doch mit dem Unterschied dass keine Tränen mehr fließen, wenn ich darüber in der Öffentlichkeit rede. :))
Mittagspause.
Nach der Diskussion in der Kleingruppe wurde das ganze Rollenspiel nochmals in der ganzen Gruppe vorgetragen. Die "Patienten" unterhielten sich untereinander, die "Beobachter" und die "Ärzte". Komisches Gefühl zu hören, was mit dir als Patient geschieht und wie über dich beraten wird.
Kaffeepause.
Danach wurde wir noch unterrichtet, wohin wir uns wenden können, falls wir mal Hilfe brauchen. Es gibt zwischenzeitlich so viele Hilfsangebote für Betroffene, das ist sehr schön. Unsere Aufgabe als Genesungsbegleiter ist es auch, diese Angebote in der Öffentlichkeit bekannt zu geben und Kontakt aufzunehmen. Nach einem langen Tag mit noch mehr Eindrücken wollte ich nur noch eines: auf die Couch und nur noch die Stille genießen.
6. Tag - Bedingungen für Empowerment/Hilfslandschaft
Schon wieder im Tagungsraum, eine weitere Blitzlichtrunde. Viele müde Gesichter mit noch mehr Gedanken, die auf die Stirn geschrieben sind. Und dann kam die charmante Claudia, packte bunte Bälle aus und alle, wirklich alle bewegten sich zu schneller und fröhlicher Musik, welche Freude. Der einhellige Tenor: das muss ich jetzt jedes Modul machen. Aber gerne doch. ;))
Kaffeepause.
Wir beschäftigten uns dann mit einem spannenden Thema. Welche Bedingungen braucht man, um den Empowermentprozess anzustoßen? Erst jeder in Stille für sich.
Mittagspause.
Ausarbeitung in der Kleingruppe und wie üblich eine Ausarbeitung am Flipchart. Es kamen jede Menge Punkte zusammen: Hilfe annehmen-spirituellen Bezug-Unterstützung-Erkenntnis-Ansprechpartner-Verständnis-Akzeptanz-Ziele-Wohlfühlraum-Träume und Visionen-Achtsamkeit (auch wissen was ich nicht will)- loslassen-Mut-sich selbst lieben-sich selbst verzeihen-sich selbst spüren können, und noch einige mehr.
Hört sich ja eigentlich einfach an, doch für uns als Betroffene ist das eine lange und steinige Strecke die wir zu bewältigen haben.
Kaffeepause.
Letzter Programmpunkt für heute: Erfahrung mit dem Hilfesystem. Ich sollte mir Gedanken darüber machen, welche 3 positiven Erfahrungen von Unterstützung ich erlebt habe. Was hat mir geholfen und sich dadurch persönlich verändert? Überlegen, nachdenken, sich erinnern, aufschreiben. Stillarbeit, Kleingruppenarbeit und Zusammenfassung auf dem Flipchart und vortragen. Meine drei Erfahrungen waren: 1.) eine Heilpraktikerin mit psychologischer Ausbildung, 2.) ein Verein, der mir eine Kursleitung angeboten hat 3.) meine Familie, die mir bei der Umsetzung geholfen hat.
Dadurch hat sich sehr viel verändert, doch es war ein langsamer Prozess. Im Laufe der Zeit wurde aus der Anspannung der Kursleitung eine Entspannung, da ich mit jeder weiteren Kursstunde Sicherheit erlangte und auch nicht mehr so viel vorbereiten muss.
Kaffeepause.
Auf unserem Tagesplan stand da nur: Patch Adams. ????? Sagte mir gar nichts. Die Dozenten servierten uns Popcorn, verdunkelten den Raum und sagte: Kinozeit. :)) Ein Film mit Robbie Williams, der in die Psychiatrie eingeliefert wird. Wir sahen aber nur einen Ausschnitt von 15min., wo wir beobachten kommen wie Patch Adams sich mit der Zeit zum Genesungsbegleiter entwickelt hat. Weitere Ausschnitte werden uns in den kommenden Modulen gezeigt. Es holte uns alle in die Vergangenheit zurück, denn so manche Ärzte und Therapeuten behandelten uns wie in diesem Film.
Keine schöne Erfahrung. Durchatmen.
Als Abschlussrunde diskutierten wir noch über den Vergleich des Recovery-Ansatzes mit der klassischen Psychiatrie. Das sind einige Punkte, die im Empowerment schon beschrieben wurden. Ich bin für alle Betroffenen froh, dass es endlich eine andere Art von Hilfestellung beim Bewältigen von Krisen gibt. Es hat sich wirklich viel getan.
Was für ein arbeitsreiches, intensives und doch schönes Wochenende, puuh.
PS: Die Auflösung was für mich mein Empowerment war: die Eröffnung meines kleinen
Fitnessstudios.
Mittwoch, 23. November 2016
4. Tag - Was ist Empowerment?
Diese Frage wurde uns nach der Blitzlichtrunde gestellt, und ich konnte damit erst gar nichts anfangen. Unsere Dozenten spielten uns zu Anfang zwei Szenen vor, die Handlung war die Gleiche. Allerdings waren die Personen ein Kleinkind und dann ein Jugendlicher. Wir mussten danach überlegen, was uns die zwei Szenen sagen sollen. ?????
Empowerment lässt sich so beschreiben: Empowerment steht "für einen Prozess, in dem Psychiatrieerfahrene ihr Leben in die eigene Hand nehmen, sich dabei ihrer eigenen Fähigkeit bewusst werden, eigene Kräfte entwickeln und soziale Ressourcen nutzen. Leitperspektive ist die selbstbestimmte Bewältigung und Gestaltung des eigenen Leben.". (Theunissen/Plaute,1995,12).
Was bedeutet: Betroffene gewinnen, bzw. wiedergewinnen Entscheidungsmacht über ihr eigenes Leben!
Kaffeepause.
Die nächste Aufgabe: Erzähle deine Geschichte mit 10 Wörtern (Substantiven) und präsentiere Sie der Kleingruppe. Anhand der gewählten Wörter versuchen die Zuhörer meine Geschichte zu beschreiben. Die meisten waren ganz gut darin, am Ende erzählte ich die wahre Geschichte. Während dieser Aufgabe musste ich viel darüber nachdenken, was ich eigentlich erzählen will. Wann fing meine Selbstbefähigung an? Na, habt Ihr eine Idee?
Natürlich steht noch eine Frage im Raum: was behindert/verhindert mein Empowerment?
Da gibt es eigentlich eine Menge Antworten, doch was mich am meisten daran gehindert hat, waren meine dauernden Schuldgefühle. Egal was passierte, ich dachte immer, ich persönlich bin dafür verantwortlich oder selbst schuld. Dadurch hatte ich ein geringes Selbstwertgefühl, was dazu führte, dass ich mir nichts zutraute. Ich wurde immer trauriger und unsicherer.
Nach meinem Empowerment ging es mir immer besser, Stück für Stück kehrte mein Selbstvertrauen zurück. Ich ging neue Projekte an und probierte mich aus, zwei Schritte vor, dann mal wieder einen zurück. Das Leben fing wieder an mir Spaß zu machen!!!
Mittagspause.
Zusammenfassend könnte man es so sagen:
E rmächtigung
M itwirkung
P otentiale und Ressourcen erkennen
O hnmacht besiegen
W ieder-Bemächtigung
E rlangung von Selbstbestimmung
R ückgewinnung Entscheidungs- und Wahlfreiheit
M achtgewinn (Durchsetzungsmacht)
E rmutigung
N neue Hoffnung
T eilhabe und Mitwirkung einfordern (Rechte)
Das Stigma von einer Erkrankung im seelischen Bereich ist auch sehr belastend. Stigma ist ein Zeichen, Mal oder Wundmal. Viele denken auch dass es eine bleibende krankhafte Veränderung ist. Man beobachtet sich selbst, vergleicht sich mit Anderen. Psychosomatische Symptome treten auf, man verurteilt sich selbst. Ich hatte ganz lange den Leitspruch im Kopf: ich strenge mich nicht genug an. Ein jahrelanger Prozess war das, ihn aus meinem Gedächtnis zu streichen.
Ein lieber Mitstreiter hat mir auf "YouTube" ein Video empfohlen: the black dog.
Schaut es Euch mal an, darin ist toll erklärt was eine Depression bedeutet. Gibt es auch als Buch und für Kinder sehr zu empfehlen.
Diese Frage wurde uns nach der Blitzlichtrunde gestellt, und ich konnte damit erst gar nichts anfangen. Unsere Dozenten spielten uns zu Anfang zwei Szenen vor, die Handlung war die Gleiche. Allerdings waren die Personen ein Kleinkind und dann ein Jugendlicher. Wir mussten danach überlegen, was uns die zwei Szenen sagen sollen. ?????
Empowerment lässt sich so beschreiben: Empowerment steht "für einen Prozess, in dem Psychiatrieerfahrene ihr Leben in die eigene Hand nehmen, sich dabei ihrer eigenen Fähigkeit bewusst werden, eigene Kräfte entwickeln und soziale Ressourcen nutzen. Leitperspektive ist die selbstbestimmte Bewältigung und Gestaltung des eigenen Leben.". (Theunissen/Plaute,1995,12).
Was bedeutet: Betroffene gewinnen, bzw. wiedergewinnen Entscheidungsmacht über ihr eigenes Leben!
Kaffeepause.
Die nächste Aufgabe: Erzähle deine Geschichte mit 10 Wörtern (Substantiven) und präsentiere Sie der Kleingruppe. Anhand der gewählten Wörter versuchen die Zuhörer meine Geschichte zu beschreiben. Die meisten waren ganz gut darin, am Ende erzählte ich die wahre Geschichte. Während dieser Aufgabe musste ich viel darüber nachdenken, was ich eigentlich erzählen will. Wann fing meine Selbstbefähigung an? Na, habt Ihr eine Idee?
Natürlich steht noch eine Frage im Raum: was behindert/verhindert mein Empowerment?
Da gibt es eigentlich eine Menge Antworten, doch was mich am meisten daran gehindert hat, waren meine dauernden Schuldgefühle. Egal was passierte, ich dachte immer, ich persönlich bin dafür verantwortlich oder selbst schuld. Dadurch hatte ich ein geringes Selbstwertgefühl, was dazu führte, dass ich mir nichts zutraute. Ich wurde immer trauriger und unsicherer.
Nach meinem Empowerment ging es mir immer besser, Stück für Stück kehrte mein Selbstvertrauen zurück. Ich ging neue Projekte an und probierte mich aus, zwei Schritte vor, dann mal wieder einen zurück. Das Leben fing wieder an mir Spaß zu machen!!!
Mittagspause.
Zusammenfassend könnte man es so sagen:
E rmächtigung
M itwirkung
P otentiale und Ressourcen erkennen
O hnmacht besiegen
W ieder-Bemächtigung
E rlangung von Selbstbestimmung
R ückgewinnung Entscheidungs- und Wahlfreiheit
M achtgewinn (Durchsetzungsmacht)
E rmutigung
N neue Hoffnung
T eilhabe und Mitwirkung einfordern (Rechte)
Das Stigma von einer Erkrankung im seelischen Bereich ist auch sehr belastend. Stigma ist ein Zeichen, Mal oder Wundmal. Viele denken auch dass es eine bleibende krankhafte Veränderung ist. Man beobachtet sich selbst, vergleicht sich mit Anderen. Psychosomatische Symptome treten auf, man verurteilt sich selbst. Ich hatte ganz lange den Leitspruch im Kopf: ich strenge mich nicht genug an. Ein jahrelanger Prozess war das, ihn aus meinem Gedächtnis zu streichen.
Ein lieber Mitstreiter hat mir auf "YouTube" ein Video empfohlen: the black dog.
Schaut es Euch mal an, darin ist toll erklärt was eine Depression bedeutet. Gibt es auch als Buch und für Kinder sehr zu empfehlen.
Montag, 21. November 2016
Zwischenbericht von meinem 1. Praktikum
Begleitend zu meiner Ausbildung absolviere ich seit 2 Wochen ein Praktikum von 40 Stunden in einem Altenheim. Das mache ich mittwochs und freitags von 9.15 - 12.15 Uhr, anschließend fahre ich direkt in die Schule zur Arbeit. In diesen 10 Minuten Fahrt kommen mir so viele Gedanken und es ist dann schwer, sich auf die Kinder einzulassen, die so quirlig und fröhlich durch die Räume toben.
An den Tagen, an denen ich im Altenheim arbeite, habe ich bestimmte Aufgaben. Mittwochs findet eine Boccia-Stunde im Gesellschaftsraum statt. Dazu müssen die Bewohner, die mitmachen wollen, von ihren Zimmern nach unten gebracht werden. Einige können noch alleine nach unten mit dem Aufzug, andere Bewohner müssen im Rollstuhl gefahren werden, jeder hat sein eigenes Tempo. Klar, am Anfang war es sehr verwirrend, wer in welchem Stockwerk in welchem Zimmer wohnt. Aber das Personal und die Ehrenämtler sind sehr nett und geduldig mit mir, denn sie wissen die Arbeit der Praktikanten zu schätzen. Jetzt nach 2 Wochen komme ich auch ganz gut mit den Namen zurecht und weiß wo sie zu ihr Zimmer haben. Sind alle Bewohner um 10.00 Uhr im Raum versammelt geht das Boccia-Spiel los. Ich erkläre es Euch: alle sitzen im Stuhlkreis mit einem farbigen Lederball, entweder rot oder blau; in der Kreismitte liegt der weiße Ball, der getroffen werden muss. Meine Aufgabe ist es, mich um die Bewohner nach ihrem Wohlbefinden zu erkundigen, ihnen Trinken zu reichen und nach Ende eines Durchganges die Bälle aufzuheben und sie den Bewohnern in die Hand zu geben (nach 24 Runden geht das ganz schön in die Beine), aber es macht Spaß und erfüllt mich mit großer Freude. Die leuchtenden Augen der lieben Alten, ein kleines Dankeschön oder auch mal Süßigkeiten drücken aus, wie sehr sie sich freuen, dass man ihnen Zeit schenkt. Manche Bewohner habe ich schon ins Herz geschlossen!!!
Nach Beendigung der Stunde werden alle wieder zu ihren Zimmern gebracht, die meisten wollen dann aber schon in den Speisesaal an ihren Essplatz geschoben werden. Dort warten sie auf das Mittagessen. Ich rede dann noch mit verschiedenen Bewohnern und höre ihnen zu, das ist so wichtig. Es passiert ja nicht so viel zwischen den Aktivitäten oder Mahlzeiten, so vergeht auch die Zeit schneller für die lieben Alten.
Am Freitag findet eine Brett-Spiel-Runde statt. Jeder, der noch geistig fit genug ist, kommt um 10.00 Uhr zu uns, oder wir holen die Bewohner wieder ab. Dann wird Mensch-ärgere-dich-nicht gespielt oder sonst ein einfaches Spiel. Es ist sehr interessant zu beobachten, welche Bewohner sich untereinander helfen. Manche kennen sich schon eine lange Zeit und so erleichtern sie sich das Leben. Überrascht bin ich auch auf manches Talent. Man sieht einen alten Menschen, der nicht mehr aus dem Rollstuhl kommt, keinen Stift mehr halten kann und er möchte mit mir Rätsel ausfüllen. Du bist praktisch die Schreibkraft, aber diese alte Dame braucht keine Brille dazu. Sie ist 96 Jahre und erkennt ganz schnell viele Schüttelwörter oder fehlende Vokale und Lücken in einem Text. Und auf einmal siehst du ganz anders auf alte Menschen, mit ihnen kann man lachen, basteln, singen und tanzen. Im Altenheim bin ich entschleunigt, es geht nicht um eine bestimmte Leistung sondern um Menschen, die es wert sind, dass man sich um sie kümmert.
Natürlich habe ich mir am Anfang Gedanken gemacht, wie es mal mit mir werden wird wenn ich alt bin. Doch das habe ich jetzt auch abgelegt, es ist müßig darüber nachzudenken.
In diesem Heim geht es den Bewohnern gut, das höre ich von ihnen selbst. Das Essen schmeckt ihnen und es gibt jeden Tag eine schönes Unterhaltungsprogramm, morgens und nachmittags. Eine Bewohnerin sagte am Freitag zu mir: Ohne sie (sie meinte die Praktikanten und Ehrenämtler) wäre das Heim nur halb so schön. Danke dass sie uns besuchen.
Und das gibt mir die Kraft, diesen Weg weiterzugehen. :))
Begleitend zu meiner Ausbildung absolviere ich seit 2 Wochen ein Praktikum von 40 Stunden in einem Altenheim. Das mache ich mittwochs und freitags von 9.15 - 12.15 Uhr, anschließend fahre ich direkt in die Schule zur Arbeit. In diesen 10 Minuten Fahrt kommen mir so viele Gedanken und es ist dann schwer, sich auf die Kinder einzulassen, die so quirlig und fröhlich durch die Räume toben.
An den Tagen, an denen ich im Altenheim arbeite, habe ich bestimmte Aufgaben. Mittwochs findet eine Boccia-Stunde im Gesellschaftsraum statt. Dazu müssen die Bewohner, die mitmachen wollen, von ihren Zimmern nach unten gebracht werden. Einige können noch alleine nach unten mit dem Aufzug, andere Bewohner müssen im Rollstuhl gefahren werden, jeder hat sein eigenes Tempo. Klar, am Anfang war es sehr verwirrend, wer in welchem Stockwerk in welchem Zimmer wohnt. Aber das Personal und die Ehrenämtler sind sehr nett und geduldig mit mir, denn sie wissen die Arbeit der Praktikanten zu schätzen. Jetzt nach 2 Wochen komme ich auch ganz gut mit den Namen zurecht und weiß wo sie zu ihr Zimmer haben. Sind alle Bewohner um 10.00 Uhr im Raum versammelt geht das Boccia-Spiel los. Ich erkläre es Euch: alle sitzen im Stuhlkreis mit einem farbigen Lederball, entweder rot oder blau; in der Kreismitte liegt der weiße Ball, der getroffen werden muss. Meine Aufgabe ist es, mich um die Bewohner nach ihrem Wohlbefinden zu erkundigen, ihnen Trinken zu reichen und nach Ende eines Durchganges die Bälle aufzuheben und sie den Bewohnern in die Hand zu geben (nach 24 Runden geht das ganz schön in die Beine), aber es macht Spaß und erfüllt mich mit großer Freude. Die leuchtenden Augen der lieben Alten, ein kleines Dankeschön oder auch mal Süßigkeiten drücken aus, wie sehr sie sich freuen, dass man ihnen Zeit schenkt. Manche Bewohner habe ich schon ins Herz geschlossen!!!
Nach Beendigung der Stunde werden alle wieder zu ihren Zimmern gebracht, die meisten wollen dann aber schon in den Speisesaal an ihren Essplatz geschoben werden. Dort warten sie auf das Mittagessen. Ich rede dann noch mit verschiedenen Bewohnern und höre ihnen zu, das ist so wichtig. Es passiert ja nicht so viel zwischen den Aktivitäten oder Mahlzeiten, so vergeht auch die Zeit schneller für die lieben Alten.
Am Freitag findet eine Brett-Spiel-Runde statt. Jeder, der noch geistig fit genug ist, kommt um 10.00 Uhr zu uns, oder wir holen die Bewohner wieder ab. Dann wird Mensch-ärgere-dich-nicht gespielt oder sonst ein einfaches Spiel. Es ist sehr interessant zu beobachten, welche Bewohner sich untereinander helfen. Manche kennen sich schon eine lange Zeit und so erleichtern sie sich das Leben. Überrascht bin ich auch auf manches Talent. Man sieht einen alten Menschen, der nicht mehr aus dem Rollstuhl kommt, keinen Stift mehr halten kann und er möchte mit mir Rätsel ausfüllen. Du bist praktisch die Schreibkraft, aber diese alte Dame braucht keine Brille dazu. Sie ist 96 Jahre und erkennt ganz schnell viele Schüttelwörter oder fehlende Vokale und Lücken in einem Text. Und auf einmal siehst du ganz anders auf alte Menschen, mit ihnen kann man lachen, basteln, singen und tanzen. Im Altenheim bin ich entschleunigt, es geht nicht um eine bestimmte Leistung sondern um Menschen, die es wert sind, dass man sich um sie kümmert.
Natürlich habe ich mir am Anfang Gedanken gemacht, wie es mal mit mir werden wird wenn ich alt bin. Doch das habe ich jetzt auch abgelegt, es ist müßig darüber nachzudenken.
In diesem Heim geht es den Bewohnern gut, das höre ich von ihnen selbst. Das Essen schmeckt ihnen und es gibt jeden Tag eine schönes Unterhaltungsprogramm, morgens und nachmittags. Eine Bewohnerin sagte am Freitag zu mir: Ohne sie (sie meinte die Praktikanten und Ehrenämtler) wäre das Heim nur halb so schön. Danke dass sie uns besuchen.
Und das gibt mir die Kraft, diesen Weg weiterzugehen. :))
Freitag, 4. November 2016
Freitag, den 04. November 2016
Heute vor einer Woche saß ich hier am Küchentisch und war total aufgeregt. Ich war so unsicher ob das die richtige Entscheidung ist, diesen Kurs zu machen. Die Aufregung hat sich gelegt, auch wenn ich heute wieder mal eine unruhige Nacht hatte, viel zu viel erlebt und das muss eben verarbeitet werden. Am Montag habe ich mich mit meinem Praktikum beschäftigt, die 15 seitenlange Adressliste durchgearbeitet und mir überlegt, wo ich denn eigentlich mal reinschnuppern will. Das Angebot ist riesig, war mir gar nicht bewusst!!!
Mein zweiter Anruf war wie ein Lottogewinn: ich solle doch am Donnerstag zu einem Vorstellungsgespräch kommen. Mein Glück ist auch so groß, weil diese Einrichtung schon Erfahrung mit Ex-Innlern haben und diese sehr überzeugt von diesem Konzept sind. Nur wir als ehemalige Betroffene können uns in die Betroffenen hineinversetzen und Vorbild sein dafür, dass man es auch schaffen kann wieder ein glückliches und fröhliches Leben zu führen. Nach einer Stunde Gespräch ist klar, dass sie mich am liebsten gleich haben würden und nicht erst im Mai (Beginn des Praktikums mit 80 Stunden), auch mit Leitung eines Projektes. Als sie gehört haben dass ich auch Fitnesstrainerin bin, haben sie gestrahlt. Sie hätten schon öfter versucht, die Betroffenen nach draußen an die Luft zu locken, doch das hat nicht geklappt. Zeitlich auch gar nicht zu machen, dafür würde ich dann eingesetzt und auch immer da, wo Hilfe gebraucht wird. Mal in der Küche, im künstlerischen Bereich oder einfach nur da sein und zuhören. Sie haben mir auch angeboten, jetzt schon außerhalb des Praktikums bei ihnen zu arbeiten. :))))
Wohin mit meinen Gefühlen?
Heute morgen dann die Aufgabe, mir ein zweites Praktikum zu besorgen. Im ersten Praktikum (das sind 40 Stunden) geht es erst mal darum zu beobachten, wie es sich anfühlt auf der anderen Seite zu stehen. Damit ist gemeint, nicht als Patient sondern als Helfer an Gesprächen mit dem Team und anderen Aktionen teilzunehmen. Eine ganz neue Erfahrung. Ich habe mir ein Seniorenzentrum ausgesucht, wo ich auch die Leitung und Mitarbeiter persönlich kenne. Und auch hier bekam ich die Zusage bei ihnen arbeiten zu dürfen. Gerade habe ich einen Anruf bekommen, heute Mittag um 16.00 Uhr zum Gespräch.
Wohin mit meinen Gedanken?
Läuft, würden meine Kinder jetzt sagen
Heute vor einer Woche saß ich hier am Küchentisch und war total aufgeregt. Ich war so unsicher ob das die richtige Entscheidung ist, diesen Kurs zu machen. Die Aufregung hat sich gelegt, auch wenn ich heute wieder mal eine unruhige Nacht hatte, viel zu viel erlebt und das muss eben verarbeitet werden. Am Montag habe ich mich mit meinem Praktikum beschäftigt, die 15 seitenlange Adressliste durchgearbeitet und mir überlegt, wo ich denn eigentlich mal reinschnuppern will. Das Angebot ist riesig, war mir gar nicht bewusst!!!
Mein zweiter Anruf war wie ein Lottogewinn: ich solle doch am Donnerstag zu einem Vorstellungsgespräch kommen. Mein Glück ist auch so groß, weil diese Einrichtung schon Erfahrung mit Ex-Innlern haben und diese sehr überzeugt von diesem Konzept sind. Nur wir als ehemalige Betroffene können uns in die Betroffenen hineinversetzen und Vorbild sein dafür, dass man es auch schaffen kann wieder ein glückliches und fröhliches Leben zu führen. Nach einer Stunde Gespräch ist klar, dass sie mich am liebsten gleich haben würden und nicht erst im Mai (Beginn des Praktikums mit 80 Stunden), auch mit Leitung eines Projektes. Als sie gehört haben dass ich auch Fitnesstrainerin bin, haben sie gestrahlt. Sie hätten schon öfter versucht, die Betroffenen nach draußen an die Luft zu locken, doch das hat nicht geklappt. Zeitlich auch gar nicht zu machen, dafür würde ich dann eingesetzt und auch immer da, wo Hilfe gebraucht wird. Mal in der Küche, im künstlerischen Bereich oder einfach nur da sein und zuhören. Sie haben mir auch angeboten, jetzt schon außerhalb des Praktikums bei ihnen zu arbeiten. :))))
Wohin mit meinen Gefühlen?
Heute morgen dann die Aufgabe, mir ein zweites Praktikum zu besorgen. Im ersten Praktikum (das sind 40 Stunden) geht es erst mal darum zu beobachten, wie es sich anfühlt auf der anderen Seite zu stehen. Damit ist gemeint, nicht als Patient sondern als Helfer an Gesprächen mit dem Team und anderen Aktionen teilzunehmen. Eine ganz neue Erfahrung. Ich habe mir ein Seniorenzentrum ausgesucht, wo ich auch die Leitung und Mitarbeiter persönlich kenne. Und auch hier bekam ich die Zusage bei ihnen arbeiten zu dürfen. Gerade habe ich einen Anruf bekommen, heute Mittag um 16.00 Uhr zum Gespräch.
Wohin mit meinen Gedanken?
Läuft, würden meine Kinder jetzt sagen
Sonntag, 30. Oktober 2016
3. Tag - Und jetzt?
Nach einer Nacht, die wieder geprägt war von den Ereignissen, beginnt der Tag mit einem wunderschönen Sonnenaufgang. So erleuchtet kam ich im Tagungszentrum an, doch irgendwie merkte ich schon beim Eintreten in den Saal, dass heute alles anders wird. Mein Bauchgefühl hat mich auch nicht getäuscht: eine Seminarleiterin ist in der Nacht so schwer erkrankt, dass sie in die Klinik gebracht werden musste. Alles was sie uns dagelassen hat, waren Manuskripte von den heutigen Themen, die wir besprechen und bearbeiten wollten. Ratlosigkeit stand im Raum, jeder dachte über die Situation nach. Wir sind dann schnell alle der Meinung gewesen, dass wir unsere Blitzrunde machen wollten, wie jeden Morgen. So verging eine Stunde, wir tauschten uns aus wie es uns gestern ergangen ist und ich dachte im Stillen, was für wunderbare Menschen hier sitzen. Alle diese Mitstreiter legen dir ihre Geschichte vor, ohne etwas auszulassen. Sie schämen sich nicht für ihre Gefühle und Tränen, denn wir alle fühlen uns angenommen und ernstgenommen, wir haben alle diesen schweren und mutigen Weg vor uns. Das Leben ist so unberechenbar, man muss es annehmen wie es ist.
Nur zusammen können wir alles schaffen, das ist in unserer Familie der Leitspruch.
Nach einer Nacht, die wieder geprägt war von den Ereignissen, beginnt der Tag mit einem wunderschönen Sonnenaufgang. So erleuchtet kam ich im Tagungszentrum an, doch irgendwie merkte ich schon beim Eintreten in den Saal, dass heute alles anders wird. Mein Bauchgefühl hat mich auch nicht getäuscht: eine Seminarleiterin ist in der Nacht so schwer erkrankt, dass sie in die Klinik gebracht werden musste. Alles was sie uns dagelassen hat, waren Manuskripte von den heutigen Themen, die wir besprechen und bearbeiten wollten. Ratlosigkeit stand im Raum, jeder dachte über die Situation nach. Wir sind dann schnell alle der Meinung gewesen, dass wir unsere Blitzrunde machen wollten, wie jeden Morgen. So verging eine Stunde, wir tauschten uns aus wie es uns gestern ergangen ist und ich dachte im Stillen, was für wunderbare Menschen hier sitzen. Alle diese Mitstreiter legen dir ihre Geschichte vor, ohne etwas auszulassen. Sie schämen sich nicht für ihre Gefühle und Tränen, denn wir alle fühlen uns angenommen und ernstgenommen, wir haben alle diesen schweren und mutigen Weg vor uns. Das Leben ist so unberechenbar, man muss es annehmen wie es ist.
Nur zusammen können wir alles schaffen, das ist in unserer Familie der Leitspruch.
Samstag, 29. Oktober 2016
1. Tag - Die Reise beginnt
Endlich geht es los, die Warterei hat ein Ende. Ehrlich gesagt, die ganzen Wochen des Wartens waren nicht so schlimm wie die letzte halbe Stunde, bevor ich mich auf den Weg machen durfte. Ich bin so aufgeregt wie an meinem Tag der Hochzeit, damals wusste ich auch nicht was auf mich zukommt. Im Tagungszentrum angekommen, trafen auch die anderen Mitstreiterinnen und Mitstreiter ein. Bei der Beobachtung im Stuhlkreis kommen einem schon so Gedanken, was all diese Menschen erlebt haben, dass sie, wie auch ich, den Mut am Leben verloren haben.
Am Anfang steht natürlich das Kennenlernen. Die erste Aufgabe bestand darin, sich einen Interviewpartner zu suchen und ihn zu befragen, und ihn dann nach einer bestimmten Zeit allen anderen vorzustellen. Der Partner wiederum stellt mich vor, ich konnte ergänzen was mir wichtig war. Danach hatte wir eine kleine Bewegungsrunde, und die hat gut getan nach dem langen Sitzen. Zwischen den verschiedenen Aufgaben bekommen wir immer genügend Zeit, um zur Ruhe zu kommen und über die Diskussionen und Gedanken in Stille zu verweilen. Das Schwierige an diesem Prozess ist das Ausformulieren und Aufschreiben von verschiedenen Aufgaben, denn sie haben immer mit dem Erlebten zu tun. Wodurch unterscheiden sich eigene Regeln, Gruppenregeln und Trainerregeln während der Dauer der Ausbildung? Es ist nicht einfach, eigene Regeln an sich aufzustellen, weil man leicht in "Achtsamkeitsregeln" verfällt. Was daran so anstrengend ist ; zuallererst schreibt man seine Gedanken auf, dann sucht man sich einen Partner und tauscht sich aus; und nach Auslosung einer Gruppenzugehörigkeit bespricht man sich nochmals. Dieses Ergebnis wiederum wird dann auf einem Flipchartpapier ausformuliert und den Übrigen präsentiert und besprochen. Am Ende diesen ersten Tages habe ich viel Neues gehört, Ansichten und Vorgehensweisen der Mitstreiter. Das muss erst mal sortiert werden, was mir eine schlaflose Nacht bereitete.
2. Tag - Gesundheit
Die Nacht war kurz, trotzdem freue ich mich jetzt wieder auf die Gruppe und bin bereit, mich so gut es geht einzubringen und gleichzeitig mich zu öffnen. Das Hauptthema ist: Gesundheitsorientierte Haltung. Was ist eigentlich Gesundheit? Habt Ihr das mal überlegt? Wie definiert man Gesundheit? Wer ist gesund oder krank? Als ich im Krankenhaus lag, wurden zwei Wochen lang alle möglichen Untersuchungen durchgeführt, ich wurde sozusagen auf den Kopf gestellt. Insgeheim hatte ich gehofft, sie finden ein Magengeschwür oder dergleichen. Doch gleichzeitig wusste ich auch, dass sie nichts finden würden. Und so kam es, ich hatte jetzt meinen Stempel: psychosomatische Belastungsstörung. Nichts greifbares auf den ersten Blick, lieber wäre mir ein gebrochener Arzt gewesen. Da ist die Behandlung klar, so konnte mir keiner richtig sagen, wie man diese Störung in der Griff und wieder aus seinem Leben bekommt.
Nach einer längeren Mittagspause (wir bekommen ein Mittagessen, genügend Getränke, Kuchen und Nüsse) ging es zur nächsten Aufgabe: Trifft die Maslowsche Bedürfnisspyramide auch auf mich zu oder sind da Unsicherheiten? Auf Wikipedia könnt Ihr Euch schlau machen um was es geht. Auch hier hatten wir die Aufgabe, in der Gruppe darüber zu diskutieren und nach einer Besprechungszeit unseren Eindruck wiederzugeben. Das dauerte länger als wir dachten, auch kamen wir nicht alle zu der selben Ansicht. Das jedoch ist ja gewollt, wir sollen lernen, dass verschieden Ansichten und Meinungen in Ordnung sind.
Der letzte Teil dieses Tages besteht darin, unsere ausgesuchten Wohlfühldinge von zu Hause der Gruppe zu zeigen und zu beschreiben, warum gerade diese Dinge so wichtig für uns sind und wie sie uns helfen, in angespannten Situationen oder wichtigen Gesprächen und Entscheidungen entspannter zu bleiben. Es ist eine Art Rettungsanker oder Schutzengel. Ich glaube, jeder von uns hat so einen Wohlfühlgegenstand oder Kuscheltier, Buch oder CD, Kreuz oder Steine, an denen wir uns mental oder auch körperlich festhalten wenn es nötig ist. Und das ist gut so....
Dieser Tag ist so schnell vorbei, wir haben viel gearbeitet, ernsthaft diskutiert aber auch gelacht. Mit diesen guten Gedanken fahre ich nach Hause, und freue mich auf morgen. Schlafen kann ich heute Nacht bestimmt, da ich ja jetzt weiß: dieser Weg ist gut für mich.
Wünsche Euch allen eine gute Nacht.
Endlich geht es los, die Warterei hat ein Ende. Ehrlich gesagt, die ganzen Wochen des Wartens waren nicht so schlimm wie die letzte halbe Stunde, bevor ich mich auf den Weg machen durfte. Ich bin so aufgeregt wie an meinem Tag der Hochzeit, damals wusste ich auch nicht was auf mich zukommt. Im Tagungszentrum angekommen, trafen auch die anderen Mitstreiterinnen und Mitstreiter ein. Bei der Beobachtung im Stuhlkreis kommen einem schon so Gedanken, was all diese Menschen erlebt haben, dass sie, wie auch ich, den Mut am Leben verloren haben.
Am Anfang steht natürlich das Kennenlernen. Die erste Aufgabe bestand darin, sich einen Interviewpartner zu suchen und ihn zu befragen, und ihn dann nach einer bestimmten Zeit allen anderen vorzustellen. Der Partner wiederum stellt mich vor, ich konnte ergänzen was mir wichtig war. Danach hatte wir eine kleine Bewegungsrunde, und die hat gut getan nach dem langen Sitzen. Zwischen den verschiedenen Aufgaben bekommen wir immer genügend Zeit, um zur Ruhe zu kommen und über die Diskussionen und Gedanken in Stille zu verweilen. Das Schwierige an diesem Prozess ist das Ausformulieren und Aufschreiben von verschiedenen Aufgaben, denn sie haben immer mit dem Erlebten zu tun. Wodurch unterscheiden sich eigene Regeln, Gruppenregeln und Trainerregeln während der Dauer der Ausbildung? Es ist nicht einfach, eigene Regeln an sich aufzustellen, weil man leicht in "Achtsamkeitsregeln" verfällt. Was daran so anstrengend ist ; zuallererst schreibt man seine Gedanken auf, dann sucht man sich einen Partner und tauscht sich aus; und nach Auslosung einer Gruppenzugehörigkeit bespricht man sich nochmals. Dieses Ergebnis wiederum wird dann auf einem Flipchartpapier ausformuliert und den Übrigen präsentiert und besprochen. Am Ende diesen ersten Tages habe ich viel Neues gehört, Ansichten und Vorgehensweisen der Mitstreiter. Das muss erst mal sortiert werden, was mir eine schlaflose Nacht bereitete.
2. Tag - Gesundheit
Die Nacht war kurz, trotzdem freue ich mich jetzt wieder auf die Gruppe und bin bereit, mich so gut es geht einzubringen und gleichzeitig mich zu öffnen. Das Hauptthema ist: Gesundheitsorientierte Haltung. Was ist eigentlich Gesundheit? Habt Ihr das mal überlegt? Wie definiert man Gesundheit? Wer ist gesund oder krank? Als ich im Krankenhaus lag, wurden zwei Wochen lang alle möglichen Untersuchungen durchgeführt, ich wurde sozusagen auf den Kopf gestellt. Insgeheim hatte ich gehofft, sie finden ein Magengeschwür oder dergleichen. Doch gleichzeitig wusste ich auch, dass sie nichts finden würden. Und so kam es, ich hatte jetzt meinen Stempel: psychosomatische Belastungsstörung. Nichts greifbares auf den ersten Blick, lieber wäre mir ein gebrochener Arzt gewesen. Da ist die Behandlung klar, so konnte mir keiner richtig sagen, wie man diese Störung in der Griff und wieder aus seinem Leben bekommt.
Nach einer längeren Mittagspause (wir bekommen ein Mittagessen, genügend Getränke, Kuchen und Nüsse) ging es zur nächsten Aufgabe: Trifft die Maslowsche Bedürfnisspyramide auch auf mich zu oder sind da Unsicherheiten? Auf Wikipedia könnt Ihr Euch schlau machen um was es geht. Auch hier hatten wir die Aufgabe, in der Gruppe darüber zu diskutieren und nach einer Besprechungszeit unseren Eindruck wiederzugeben. Das dauerte länger als wir dachten, auch kamen wir nicht alle zu der selben Ansicht. Das jedoch ist ja gewollt, wir sollen lernen, dass verschieden Ansichten und Meinungen in Ordnung sind.
Der letzte Teil dieses Tages besteht darin, unsere ausgesuchten Wohlfühldinge von zu Hause der Gruppe zu zeigen und zu beschreiben, warum gerade diese Dinge so wichtig für uns sind und wie sie uns helfen, in angespannten Situationen oder wichtigen Gesprächen und Entscheidungen entspannter zu bleiben. Es ist eine Art Rettungsanker oder Schutzengel. Ich glaube, jeder von uns hat so einen Wohlfühlgegenstand oder Kuscheltier, Buch oder CD, Kreuz oder Steine, an denen wir uns mental oder auch körperlich festhalten wenn es nötig ist. Und das ist gut so....
Dieser Tag ist so schnell vorbei, wir haben viel gearbeitet, ernsthaft diskutiert aber auch gelacht. Mit diesen guten Gedanken fahre ich nach Hause, und freue mich auf morgen. Schlafen kann ich heute Nacht bestimmt, da ich ja jetzt weiß: dieser Weg ist gut für mich.
Wünsche Euch allen eine gute Nacht.
Sonntag, 23. Oktober 2016
EX-IN - Experte aus Erfahrung - von der Ausbildung in die Praxis
Am 28. Oktober 2016 startet meine Ausbildung zur Genesungsbegleiterin in der Rheinhessen Fachklinik in Alzey. Dieses für mich ganz neue Berufsfeld hat mich so sehr angesprochen, dass ich es einfach machen muss. Die Bewerbungsphase habe ich erfolgreich überstanden, so dass ich mit 22 mir fremden Personen diese spannende und anstrengende Reise antreten werde.Damit Ihr versteht um was es geht, hier die offizielle Beschreibung:
Die Initiative
Zahlreiche Untersuchungen haben nachgewiesen, dass die Beteiligung Psychiatrie-Erfahrener in Forschung, Ausbildung und in psychiatrischen Diensten einen großen Einfluss auf die Verbesserung der Angebote hat. Psychiatrie-Erfahrene verfügen über ein großes Wissen zu unterstützenden Haltungen, Methoden und Strukturen, das bisher kaum in die bestehende Versorgung einfließt. Mit der EX-IN Ausbildung möchte die Rheinhessen-Fachklinik Alzey ihre Versorgung durch dieses Wissen bereichern und zu einer Verbreitung der EX-IN Idee in der Region beitragen.
Die Ausbildung erstreckt sich über 12 Module über einen Zeitraum von insgesamt einem Jahr und orientiert sich am Curriculum von EX-IN Deutschland e.V. (wer mehr darüber erfahren möchte, kann im Internet nachlesen). Der Unterricht findet einmal im Monat von Freitag - Sonntag (264 UE) statt, dazu muss noch ein Praktikum von 120 Stunden absolviert und 48 Unterrichtseinheiten Portfolio/Mentorinnengruppe bearbeitet werden. Zusätzlich fallen 19 UE Praktikumsvor- und Nachbereitung.
Nach einer erfolgreichen Ausbildungszeit habe ich die große Hoffnung übernommen zu werden. Mit viel Glück gehöre ich dann zu den Zweien, die in der RFK bleiben dürfen.
Meine Idee zu diesem Blog
Für mich beginnt damit eine unbekannte Reise mit dem Ziel, akut Kranken in welcher Situation auch immer, zu begleiten und sie ein kleines Stück ins Leben zurück zu führen. Als ich vor 19 Jahren nach vielen, vielen Wochen aus der Klinik nach Hause entlassen wurde, hatte ich leider keinen Genesungsbegleiter an meiner Seite, der mir zeigte, wie ich das Gelernte auch im Alltag Schritt für Schritt umsetzen kann. Dazu die großen Ängste jeglicher Art, die mir alles nur noch schwerer machten. Das schlimmste Gefühl, an das ich mich heute noch gut erinnere, war die Versagensangst. Lange begleiteten mich Panikattacken in jeglicher Art und Weise, auch die Dauer war unterschiedlich.
Viele von Euch kennen mich und meine Geschichte. Ihr seid meine treuen Begleiter bis heute, und es erfüllt mich mit Stolz. Meiner ganzen Familie und allen die dazugehören danke ich sehr, mir immer geholfen und mich ausgehalten zu haben. Mit Worten kann ich das nicht beschreiben. Auch Ihr, meine Freundinnen und Freunde, seid mit Geld nicht zu bezahlen, danke für die schönen Stunden und Eure offenen Ohren, wenn ich jemanden zum Reden brauchte.
Damit Ihr immer auf dem Laufenden seid, wie es mit der Ausbildung läuft und wie es mir geht, könnt Ihr auf meinen Blog schauen und gespannt sein, was es Neues und Interessantes gibt. Und ich kann mir sicher sein, dass ich keinen von Euch vergessen habe, das Erlebte zu erzählen. Gleichzeitig hilft es mir wie eine Art Tagebuch.
So, ich hoffe Ihr habt viel Spaß mit meinem Blog .Natürlich freue ich mich über Kommentare und Fragen.
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