Dienstag, 24. Januar 2017

11. Tag - Definition Recovery

Es gibt viele verschiedene Begriffe für Recovery. Es bedeutet so viel wie Genesung, Gesundung oder Wiedererlangen von Gesundheit; der Begriff kommt aus dem Amerikanischen. In den 90er Jahren schlossen sich psychisch kranke Menschen zusammen um zu zeigen, dass sie trotz dieser negativen Prognosen gesundeten. Zunächst gilt es die Erkrankung anzuerkennen und zu behandeln. In der Klinik beginnen wir nach der Ursache zu suchen und erste Genesungsschritte zu machen. Ich spürte das daran, dass ich Schritt für Schritt wieder Kontakt mit meinem Körper hatte. Jeden Morgen musste ich nüchtern um 6:30 Uhr zum Kneippen gehen; dabei wird man mit Wechselduschen behandelt. Ich habe es über mich ergehen lassen; was habe ich gefroren. Danach gab es Frühstück und dann Frühsport und dabei lernte ich mich wieder kennen. Auch bemerkte ich dann beim Joggen den schönen Park, die singenden Vögel und die Blumen. Es wurde bunter in meinem Leben, aber nur sehr langsam. Ganze 12 Wochen dauerte es bis zur Rückkehr in meine Familie. Und es gab eine kleine Hoffnung auf ein "normales Leben", wobei ich keinen Gradmesser hatte, was das ist.
Seinen eigenen Gesundungsweg zu gehen ist eine lebenslange Aufgabe. Es geht darum, sich mit seiner Erkrankung auseinanderzusetzen, die dadurch vorerst zerbrochenen Lebensentwürfe und Selbstbilder zu betrauern. Mein Genesungsweg ist einzigartig, jeder geht anders damit um. Seit 4 Jahren kämpfe ich mich aus Wirrwarr an Gefühlen langsam aber sicher nach draußen, natürlich mache ich auch mal einen oder zwei Schritte nach hinten, doch im Vertrauen an mich marschiere ich weiter, in kleinen Etappen.

Ich habe ja schon oft und ausgiebig über meine Vergangenheit und die Erschütterung nachgedacht, aufgeschrieben, formuliert und mit anderen Teilnehmern diskutiert. Doch nichts hat mich so zurückgeworfen wie die Aufgabe, die uns dann gestellt wurde. Wir sollten anhand eines Zeitstrahles den Verlauf unseres Gesundungsweges darstellen. Es ist etwas ganz anderes, es aufzuschreiben oder zu malen. Bei der Betrachtung dieser Arbeit wurde mir schnell deutlich, was alles passiert war. Und das ist eine ganze Menge, es wundert mich nicht im geringsten mehr, warum ich mit 30 Jahren in eine Klinik eingeliefert wurde. Nichts ging mehr, Akku leer, keine Hoffnung und Perspektive. :((








Kaffeepause.
 
Es war richtig schwer, sich wieder auf die kommende Aufgabe zu konzentrieren. Doch der Schultag war ja noch nicht zu Ende. Wir haben ja gerade gelernt, was Recovery für jeden Einzelnen bedeutet und wie man lernt, mit seiner Erkrankung zu leben. Wir dürfen unsere Recovery-Geschichte als klassische Heldenreise (nach Watkins) betrachten. Beide Geschichten bestehen aus mehreren Etappen: dem Ruf; der Mentor; die Schwelle; der Weg und die Rückkehr.
In seinem Buch "Recovery - wieder genesen können", benutzt Watkins die Metapher der Reise bzw. der Heldenreise von Odysseus, um diesen oftmals sehr komplexen Prozess zu veranschaulichen. Hier ein kurzer Abriss: Odysseus war ein Herrscher oder König in Griechenland. Er hat ausschlaggebend dazu beigetragen, dass Troja eingenommen werden konnte - Troja die Stadt, die als unbesiegbar galt. Anstatt hierfür die Lorbeeren zu ernten, musste er sich den Göttern stellen, mit denen er es sich vorher verscherzt hatte. Sein sehnlichster Wunsch nach Hause zurückzukehren wo ihn seine Familie erwartete musste warten, denn die Götter verschlugen ihn ans andere Ende der Welt. Er irrte 10 Jahre umher und musste sämtliche Prüfungen bestehen, bis er nach Hause durfte."
 
 Wen ich jetzt neugierig gemacht habe und ihr mehr wissen wollt, hier der Link zu diesem Buch "Recovery- wieder genesen können" :
 
Die nachfolgende Aufgabe fand ich gar nicht schwer - hatte ich sie ja vor nicht allzu langer Zeit durchlebt und vor Augen, jede Kleinigkeit.
Meine eigene Heldenreise: Eine Bestandsaufnahme - was habe ich erreicht, wo möchte ich hin und was ist dazu notwendig? Ich hoffe, die unter stehende Skizze ist zu lesen.
 

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