Montag, 2. Januar 2017


8. Tag - Diagnose und die Auswirkung

Mit der Diagnose "schwere Depression" aus der Klinik entlassen zu werden, war auf den ersten Blick eigentlich gar nicht so tragisch. Allerdings hatte ich 12 Wochen hinter mir, in denen ich nur für mich und mein Dasein sorgen musste. Ich bekam einen strukturierten Tagesablauf und erholte mich auch gut. Zuhause dann mit zwei kleinen Kindern und keinerlei Unterstützung (mein Mann musste ja wieder arbeiten und die Familie wohnte weit weg), weder einer Haushaltshilfe noch dergleichen, fing das Hamsterrad wieder an zu laufen. Ich hatte mich verändert, mein Umfeld blieb das Gleiche.
Ich habe jetzt erst mit diesem Kurs begriffen, was eine Depression für mich und meine Umgebung bedeutet. Damals haben mein Mann und ich entschieden, niemandem davon zu erzählen. Auch den Kindern nicht, die aber schon spürten, dass mit ihrer Mama manchmal was nicht stimmte. Im Nachhinein tut mir das am meisten leid, doch damals schien es uns richtig. Das Wort "schämen" trifft es am ehesten, ich kam mir so wertlos vor, musste nicht arbeiten und konnte alles tun und trotzdem kam diese schwarze Wolke immer wieder vorbei. Es blockierte mich regelrecht, nach außen hatte ich alles im Griff; doch tief in mir war nur Chaos. Die Alkoholsucht meiner Eltern war ständig präsent, sie hatten kein Interesse an meiner Krankheit und auch an meinem Leben, auch heute ist sich meine Mutter keiner Schuld bewusst, warum ich denn so Probleme mit dem Leben hatte.
Was mir sehr gut geholfen hat war der Neubeginn mit Sport. Leider habe ich das damals aufgehört, die Kraft zu allem fehlte. Nach jedem Lauf an der frischen Luft und mit der Lieblingsmusik im Ohr fühlte ich mich, alles tat weh. Doch dieser Schmerz fühlte sich gut an, merkte ich doch, dass ich noch lebte und was leisten kann. Über die Jahre nahm ich dann auch wieder an kleineren Läufen teil, das gab Auftrieb und Lebensfreude.
Heute, im Moment, fühle ich mich richtig gut und freue mich jeden Tag auf das Leben. Sicher, es ist nicht immer leicht, doch ich habe einen Weg gefunden damit umzugehen. Und wenn, wie an Weihnachten, diese große schwarze Wolke kommt und mich wieder an meine Krankheit erinnert, dann versuche ich nicht dagegen zu kämpfen sondern sie so zu nehmen wie sie ist, ein Teil von mir.

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